Barrierefreiheit – vorbildliche kommunen in NRW

Die Stadt Dortmund trägt den Titel „Tourismusort – Barrierefreiheit geprüft“. Foto: sxss via Pixabay
Die Stadt Dortmund trägt den Titel „Tourismusort – Barrierefreiheit geprüft“. Foto: sxss via Pixabay

Man spricht oft und gern in der öffentlichen Wahrnehmung von Barrierefreiheit – die wenigsten wissen auf Anhieb, was damit wirklich alles gemeint ist. Denn mit Barrierefreiheit ist viel mehr verbunden als nur abgesenkte Bürgersteige und die Möglichkeit, auch im Rollstuhl alle wichtigen Bereiche einer Stadt zu erreichen.

Barrierefreiheit ist ein wichtiger Faktor zur Gleichstellung aller Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen – sie soll sicherstellen, dass niemand aufgrund einer Einschränkung daran gehindert wird, ein bestimmtes Angebot wahrzunehmen.

Was genau ist alles mit dem Thema Barrierefreiheit verbunden?

Barrierefreiheit beginnt bereits in der Amtsstube. Natürlich – der Fahrstuhl im Rathaus und die Rampe an der Tür sind zwei wichtige Faktoren, die ein echtes Markenzeichen in Sachen Barrierefreiheit sind. Aber auch rechtliche Erläuterungen und Merkblätter in einfacher und verständlicher Sprache und Formulare, die wirklich jeder ausfüllen kann, gehören letztlich dazu.

Als barrierefrei gilt ein Bereich dann, wenn alle hier enthaltenen Angebote von jedem Menschen ohne fremde Hilfe oder weitere Unterstützung genutzt werden können. Das schließt übrigens auch Internetauftritte ein. Hier hat sich das Land NRW schon vor einigen Jahren etwas Spannendes ausgedacht. Per Erlass sollten die Kommunen quasi gezwungen werden, innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit ihre Internetauftritte komplett barrierefrei zu gestalten. Auch wenn der Beginn holprig war und manche Kommune versuchte, Schlupflöcher in dem Landeserlass zu finden und zu nutzen – inzwischen sind die Internetauftritte der Kommunen in NRW weitgehend barrierefrei.

Die Entwicklung hin zu echter Inklusion – Barrierefreiheit nimmt überall in NRW zu

Noch vor gut einem Jahrzehnt schauten Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung in NRW oft sehnsüchtig zu den Nachbarn in den Niederlanden. Denn Barrierefreiheit gerade im öffentlichen Raum ist in den Niederlanden schon lange nur noch ein untergeordnetes Problem. Hier wird viel Wert auf die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen am täglichen Leben gelegt – und das spürt man auch auf Schritt und Tritt.

Erfreulicherweise hat sich das Bild in NRW aber in den letzten Jahren durchaus gewandelt. Wo Menschen mit einer Behinderung früher am ehesten in Regionen mit viel Natur entspannte Ausflüge und Freizeitgestaltungen erleben konnten, finden sich heute immer mehr Bereiche überall in NRW, die auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen eingehen. Von Shopping Malls über öffentliche Museen bis hin zur klassischen Fußgängerzone – der Siegeszug der Barrierefreiheit in den letzten Jahren ist überall zu sehen.

Ein schönes Beispiel dafür sind viele Fußgängerampeln in den unterschiedlichsten Innenstädten in NRW. Sah man hier früher nur ein grünes oder rotes Männchen, wird Menschen mit einer Sehbehinderung jetzt auch durch ein akustisches Signal angezeigt, ob die Ampel auf Grün oder auf Rot steht. Auch an vielen Bushaltestellen wird der Fahrplan mittlerweile durch eine Computerstimme vorgelesen, sodass auch Menschen, die ihn selbst nicht lesen können, wissen, wann welcher Bus kommt.

Dortmund und Vreden – zwei Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit in NRW

Dortmund und Vreden sind zwei Städte, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Die eine – Vreden – ist der Inbegriff einer münsterländischen Kleinstadt. Direkt an der Grenze in die Niederlande gelegen hat sie natürlich auch viele Einflüsse aus dem Nachbarland aufgenommen – so sind Fahrradwege hier in etwa genauso stark ausgebaut wie die Straße für PKWs.

Dortmund hingegen ist eine echte Großstadt – von den Einflusszonen her direkt zwischen dem Ruhrgebiet und dem Siegerland gelegen, ist Dortmund eine echte Malocherstadt mit viel Charme und Industrie. Einst durch den Bergbau im Ruhrgebiet groß geworden, hat sich Dortmund von diesem alternden Wirtschaftszweig längst erfolgreich abgenabelt.

Was die beiden sonst so unterschiedlichen Städte verbindet, ist der Umstand, dass sie beide als „Tourismusort – Barrierefreiheit geprüft“ ausgezeichnet wurden. Damit sind sie die ersten Städte in NRW, die diese Auszeichnung erhalten haben. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist die Schaffung verschiedener Angebote für einen barrierefreien Tourismus. In Dortmund sind es vor allem kulturelle Highlights wie das Fußballmuseum und historische Inhalte zur Kulturgeschichte der Stadt sowie moderne Kulturangebote. In Vreden hingegen sind es vor allen Dingen Touren in der Stadt und rund um die Stadt herum, die hier komplett barrierefrei angeboten werden.

Barrierefreiheit – in NRW schon länger ein wichtiges Thema

Die Schaffung von mehr barrierefreiem Wohnraum ist den Entscheidern im NRW-Landtag schon lange ein wichtiges Herzensanliegen. Mit den letzten Änderungen in der Landesbauverordnung hat man diesem wichtigen Punkt Rechnung getragen. Dabei ist in den letzten Jahren längst das Bewusstsein gewachsen, dass Barrierefreiheit nicht allein ein Thema für Hausbesitzer und Unternehmen sein kann. Auch die öffentliche Hand muss das Thema Barrierefreiheit stärker angehen.

Während Dortmund und Vreden für ihr Engagement in Sachen barrierefreie Tourismusangebote ausgezeichnet wurden, gibt es diverse andere Städte, die ihr Hauptaugenmerk erst einmal ausschließlich auf die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum gelegt haben. Die Stadt Gelsenkirchen beispielsweise bietet Barrierefreiheit mittlerweile in den folgenden öffentlichen Bereichen an:

  • Öffentliche Toiletten
  • Öffentlicher Nahverkehr
  • Planen und Bauen im öffentlichen Bereich
  • Öffentlich zugängliche Einrichtungen im Stadtbereich
  • Barrierefreies Arbeiten in den verschiedenen Ämtern der Stadt
  • Barrierefreier Internetauftritt

In Sachen Barrierefreiheit im öffentlichen Bereich haben die meisten Städte in NRW in den letzten Jahren eine Menge Fortschritte gemacht. Letztlich setzen sie damit nur die UN-Behindertenrechtskonvention um. Das dabei mancher Fortschritt eine Weile dauert, ist gerade im Verantwortungsbereich von Städten und Kreisen kein Wunder – die Mühlen der öffentlichen Verwaltung malen nun einmal langsam.

Umso erfreulicher ist, dass es in ganz NRW inzwischen viele Städte gibt, die in Sachen Barrierefreiheit in den letzten Jahren enorm aufgeholt haben. Damit man als Mensch mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen in Zukunft nicht mehr sehnsüchtig über die Grenze schauen muss.